Beschreibung
Im Jahr 1976 fordert Gisela Bock auf der ersten Berliner Sommeruniversität für Frauen eine Veränderung des Subjekt-Objekt-Verhältnisses in der Wissenschaft und der Gesellschaft. Die seitdem erfolgte Etablierung von Geschlechterforschung an den Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften veränderten auch die Generierung von Wissen und die wissenschaftliche Bildungslandschaft: Diejenigen, die frauenbewegt den Eingang in die Hochschule ab den 1970er-Jahren forderten, stellten die Auswahl der Lehrinhalte und Forschungsgegenstände, die Theorien und die Methoden zu ihrer Erforschung und damit die Ordnung des Wissens infrage.
Gut 45 Jahre nach der Berliner Sommeruniversität für Frauen stellt sich die Frage, ob und wie sich das Vorhaben einer „Feministischen Wissenschaft“ realisiert hat. Ist daraus ein neues Subjekt der Wissenschaft und Bildung hervorgegangen? Hat die akademisierte Form der Geschlechterforschung die Wissens- und Bildungsinstitution Universität/Hochschule dabei verändert? Oder sind die differenten Entwürfe eines anderen Denkens an außerhochschulischen Orten der feministischen Theoriebildung entstanden? Wie lässt sich ihre Geschichte, Gegenwart und ihr utopischer Entwurf erzählen?
Die Veranstaltung widmet sich der Frage, welche Folgen der Anspruch der feministischen Wissenschaftstheorie, Wissenschaft zu verändern, für das empirische und theoretische Forschen hat und welche erkenntnistheoretischen wie methodologischen Konsequenzen daraus für das eigene Forschen zu ziehen sind. Dieses Anliegen der Veranstaltung ist interdisziplinär an der Schnittstelle von Geschlechterforschung und Bildungsforschung angesiedelt und widmet sich zugleich den daraus entstehenden disziplinär gebundenen Fragen.
An wen richtet sich die Tagung & Summerschool?
Alle an feministischen Methoden Interessierte und speziell Promovierende, Promotionsinteressierte und Postdocs der Fächer: Erziehungswissenschaft; soziologische, pädagogische, historische & psychologische Bildungsforschung; Geschlechterforschung, Sozialwissenschaften, Kulturwissenschaften, Geschichte, Philosophie, Politikwissenschaft. Es sind aber auch alle weiteren Disziplinen eingeladen.
Die Tagung und Summerschool wird in den Formaten Vortrag, Workshops und Diskussionen stattfinden.
Zentrale Fragen einer feministischen Methodologie wie die (Selbst)Reflexion des Erkenntnissubjekts in seiner Situiertheit in der Welt, Formen der Rationalitätskritik, das Verhältnis von Erfahrung, Empirie und Theoriebildung oder der Geltungsanspruch von Theorien werden auf der Veranstaltung zum Thema gemacht.
Wir laden dazu ein, gemeinsam folgende Fragen zu diskutieren und weiterzuentwickeln:
- Welche Brüche und Diskussionslinien innerhalb feministischer Wissenschaft und geschlechterbezogener Forschung werden sichtbar, wenn es um die Einbeziehung weiterer Ungleichheitskategorien und die Entwicklung intersektionaler Perspektiven geht?
- Welche produktiven Spannungen entstehen vor dem Hintergrund der Diversität feministischer Erkenntnisweisen?
- Beleuchtet wird feministische Wissenschaft in ihren Räumen, Methoden und Strategien in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: Was passiert, wenn die disziplinären und transdisziplinären Ansätze aus der Bildungs- und Geschlechtertheorie und -geschichte, aus der Wissenschafts- und Wissensgeschichte, Kulturwissenschaft und Kunst, Soziologie und Geschichtswissenschaft mit dem Repertoire feministischer Theoriebildung und Empirie verändert werden?
- Welche Möglichkeiten und Grenzen dieser Zugänge ergeben sich daraus für eine interdisziplinäre Bildungsforschung?
Diese Fragen werden anhand konkreter Themen und Probleme der Frauen- und Geschlechterforschung und der Bildungsforschung in den Workshops erarbeitet und diskutiert. Beispielsweise sind Geschlechterverhältnisse in Hochschulpolitik und Forschung, migrantischen Feminismus, internationale feministische Streikbewegungen oder auch freie Frauenhochschulen in Deutschland und Italien in Geschichte und Gegenwart Gegenstand der Workshops.
Vorbereitungsgruppe:
- Prof. Dr. Jeannette Windheuser, Dr. Lux Katharina (Erziehungswissenschaft mit den Schwerpunkten Gender und Diversität, Humboldt-Universität zu Berlin)
- Dr. Steffi Grundmann (Alte Geschichte, Bergische Universität Wuppertal)
- Ulla Hendrix (Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW)
Veranstalter:innen:
- IZBF
- Arbeitsbereich Erziehungswissenschaft mit den Schwerpunkten Geschlecht und Diversität
in Kooperation mit:
- Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien (ZtG)
- Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW
- Interdisziplinäres Zentrum für Bildungsforschung Universität Duisburg-Essen
- Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck
- Arbeitskreis Historische Frauen- und Geschlechterforschung e. V.
- AG Geschlechtergeschichte Universität Wuppertal
Anmeldefrist
Anmeldung sind ab sofort bis einschließlich dem 15. August 2023 möglich. Zur Anmeldung besuchen Sie bitte diese Webseite:
https://hi.converia.de/frontend/index.php?folder_id=439&page_id=_id=
Studierende und Erwerblose sind von der Teilnahmegebühr befreit und melden sich bitte über folgende Email an:
zentrum.bildungsforschung[at]hu-berlin.de
Teilnahmegebühr
Teilzeit-Beschäftigte und Stipendiat:innen: 30,00 Euro
Vollzeit-Beschäftigte: 60,00 Euro